Herbst-energytalk am 11. Oktober 2023

Nachhaltiges Bauen für die Zukunft:
Cradle to Cradle im Fokus

Unter dem Vortragstitel „Keine Energiewende ohne Materialwende“ erläuterte Michael Braungart (BRAUNGART EPEA) das Designkonzept Cradle to Cradle | ©energytalk/Gernot Eder photography

Die Relevanz von Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft nimmt in allen Lebensbereichen zu, so auch in der Bauwirtschaft. Aus diesem Grund sicherte sich der energytalk mit Nachhaltigkeitspionier Michael Braungart den Erfinder des Cradle to Cradle-Design-Konzepts und stellte die Herbstausgabe am 11. Oktober in der Alten Universität Graz in den Mittelpunkt dieses Ansatzes.

„Es braucht ein verstärktes Bewusstsein für Stoffkreisläufe und Life-Cycle Management in der Bauwirtschaft, um die Branche zukunftsorientiert auszurichten. Aus diesem Grund stellten wir bei diesem energytalk Cradle to Cradle Ansätze für ein nachhaltiges Bauen in den Fokus“, so die Veranstalter Robert Pichler (TBH Ingenieur GmbH) und Johannes Huber-Grabenwarter (ODÖRFER HAUSTECHNIK KG). Bei der Herbst-Veranstaltung in der Alten Universität Graz wurde den rund 150 Besucher:innen ein Pionierprojekt, welches dem Ansatz „adaptive reuse“ folgt, vorgestellt und Cradle to Cradle als Lösungsansatz für Materialengpässe beleuchtet.

Möglichkeitsraum statt Bauschutt

Es braucht neue Strategien für die sinnvolle Nachnutzung bereits versiegelter industrieller Flächen, die ihre ursprüngliche Nutzung verloren haben. Ein Ansatz dafür ist „adaptive reuse“, welcher dem Grundsatz folgt, den Bestand umzunutzen und etwaige Nachteile in Vorteile zu verwandeln, anstatt die bestehenden Gebäude abzureißen. Ein Pionierprojekt, dass diesem Ansatz zu Grunde liegt, ist das Handelszentrum 16 in Bergheim. „Statt neue Ressourcen zu verbrauchen, werden bestehende Ressourcen reaktiviert. Im Handelszentrum sind 65.000 Tonnen Stahlbeton als graue Energie gespeichert, bei deren Herstellung über 8.600 Tonnen CO2 in die Atmosphäre emittiert wurden“, erklärte Christian Kircher, Geschäftsführer bei smartvoll Architekten ZT KG. Stattdessen wurde der Bestand umgebaut, um das volle Potential für eine vielfältige Nutzung, etwa für Büroräume, Gastronomie, Sportstätten und produzierende Unternehmen, auszuschöpfen. Dadurch werden neue Lebensräume mit geringem Materialaufwand und mit geringerer Umweltbelastung geschaffen. Um solche Projekte in Zukunft zu forcieren, ist jedoch die Zusammenarbeit relevanter Akteur:innen, wie Architekturbüros, Bauherrn, Baufirmen aber auch politische Entscheidungsträger:innen, gefragt.

Christian Kircher (smartvoll Architekten ZT KG) zeigte, wie durch adaptive reuse aus bereits versiegelten industriellen Flächen neue Lebensräume geschaffen werden | ©energytalk/Gernot Eder photography

Keine Energiewende ohne Materialwende

Im Grundsatz geht es bei Cradle to Cradle darum, die Qualität von Produkten und industriellen Prozessen so zu verbessern, dass alle Materialien in geschlossenen Kreisläufen gehalten werden. „Dadurch gibt es keine Abfälle mehr, sondern nur noch nützliche Rohstoffe“, so Michael Braungart, Professor an der Leuphana Universität und Geschäftsführer bei BRAUNGART EPEA. Zusätzlich braucht es neue Geschäftsmodelle: Anstatt die Geräte zu verkaufen, sollte nur die Nutzung verkauft werden, da die Konsument:innen ohnehin nicht das Gerät brauchen, sondern nur die daraus entstehende Leistung. Davon profitiert die Wirtschaft als auch die Kund:innen. Denn Innovationen können schneller auf den Markt gebracht werden, die Rohstoffe bleiben in den Unternehmen und können für die neuen Geräte wiederverwendet werden und Kund:innen profitieren vom Recht auf Intaktheit der Geräte anstatt Recht auf Reparierbarkeit.

Entwicklungspotenziale der Baubranche

Die Bauwirtschaft hat sich in den letzten Jahren schon stark verändert und anfänglich innovative Ansätze sind bereits zum normalen Baustandard geworden. Die Vorträge beim Herbst-energytalk zeigten jedoch, dass nach wie vor viel Entwicklungspotenzial besteht. Dabei gilt es aus bisherigen Gedankenmustern auszubrechen, um neue Ansätze zu erkunden und die Bau- aber auch Energiebranche in Folge zukunftsorientiert aufstellen zu können.

2024, dem 15-jährigen Jubiläumsjahr des energytalk, wird sich in der Veranstaltungsreihe weiterhin alles um zukunftsrelevante Themen in den Bereichen Energie, Versorgung, Umwelt und Nachhaltigkeit drehen. Der erste energytalk wird wie gewohnt bereits im Frühjahr stattfinden.

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Impressionen

Arch. Christian Kircher

smartvoll Architekten ZT KG

Möglichkeitsraum statt Bauschutt
Das Thema „adaptive reuse“ folgt dem Grundsatz „nicht abreißen, klug umnutzen und die Nachteile des Bestands in Vorteile wandeln“. Nach dieser Philosophie wurde aus leerstehenden Industriehallen das ressourcenschonende Pionierprojekt Handelszentrum 16 in Bergheim bei Salzburg umgesetzt. Es zeigt, wie räumliche sowie inhaltliche Diversität die Basis einer erfolgreichen Wiederbelebung bilden.

Prof. Dr. Michael Braungart

Leuphana Universität, Lüneburg | BRAUNGART EPEA

Keine Energiewende ohne Materialwende – Cradle to Cradle als Innovationsmotor für die Energietransformation
Es gibt nicht genügend Meteoriteneinschläge auf der Erde, um den Materialverlust durch primitives Downcycling ausgleichen zu können. Darum müssen mit der Umstellung auf erneuerbare Energiequellen das Materialmanagement und die zugrundeliegenden Geschäftsmodelle neu betrachtet werden. Als Konzept, das über die klassische Kreislaufwirtschaft hinausgeht, bietet Cradle to Cradle hierfür einen möglichen Lösungsansatz.

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